Her, bei uns noch nicht im Kino, aber übers Internet bereits verfügbar, ist vielleicht der Film mit dem meisten Herz, den ich je gesehen habe … was anhand des zentralen Handlungsstrangs völlig absurd erscheint: eine Liebesgeschichte zwischen einer realen Person und einem Computer in einer nahen Zukunft? Wie kann das nicht im Kitsch enden? Nun ja, tut es nicht.
Der Film mit dem meisten Herz brachte mich zum Überlegen: gibt es einen Film den ich als den herzlosesten bezeichnen könnte (und gleichzeitig nicht dämlich oder zynisch wird oder in Gewaltporno ausartet)? Hard Candy aus dem Jahr 2005. Das finde ich eine gute Antwort auf diese Frage, und genauso auf eine ganz andere: wie ein Film eine FSK 18 haben kann ohne dass nennenswert Blut fließt. Tatsächlich ist Hard Candy so unfassbar herzlos, dass es mich ins Herzens-Positive zurückdrängt: Short Term 12 ist ebenfalls noch nicht im Kino und reicht zwar nicht ganz an “Her” heran, aber viel fehlt nicht.
Bei diesen Extremen zum Schluss noch etwas aus einer ganz anderen Kategorie: The Wolf of Wall Street. Beinahe drei Stunden lang exerziert Martin Scorsesee mit seiner männlichen Muse DiCaprio alle Freuden des vielen Geldes durch und bleibt in gänzlicher Spieldauer unterhaltsam, so dass die Frage “wann ist denn da jetzt Schluss mit lustig?” doppelten Boden bekommt: der Film ist für den Zuschauer so
unterhaltsam so wie das Geld für die Hauptfigur unterhaltsam ist. Ganz analog wollen Zuschauer/Hauptfigur Gefahr und Absturz nicht kommen sehen.
